\setchapterpreamble[u]{% \dictum[Tim Alborn]{To kill insects, you'll want it because\\ It kills insects: that's what the stuff does.\\ \qquad Just stir up a cauldron\\ \qquad Of bug-bustin' aldrin.\\ One sip and they'll no longer buzz.}} \chapter{Dirty Dozen \christian} \label{ch:dd} \section{Überblick} \quelle{http://www.ghorganics.com/Dirtydozen.htm} Als \emph{Dirty Dozen} bekannt wurden ursprünglich 12, bald jedoch 18 sogenannter \emph{Persistent Organic Pollutants} (POPs), also ``beständige, organische Verschmutzer'', oder auch: ``Dauergifte''. \section{Auflistung der 12+ Stoffe} \quelle{http://www.itk.ca/environment/contaminants-about-dirty-dozen.php} \quelle{http://www.chem.unep.ch/pops/alts02.html} \quelle[2006-06-01]{http://de.wikipedia.org/wiki/Dirty\_dozen} Zu den Dirty Dozen wird gezählt: \begin{description} \item[Aldrin] \quelle[2006-06-01]{http://de.wikipedia.org/wiki/Aldrin} Ein Insektizid gegen Termiten, Heuschrecken und Drahtwürmer. In Pflanzen und Tieren wird es zu Dieldrin umgewandelt. Etwa 5 Gramm sind tödlich für den Menschen. In Deutschland als \emph{stark wassergefährdend} eingestuft, maximal 0,00003 mg/l. MAK-Wert: 0,25 mg/m\cube. \item[Chlordan] \quelle[2006-06-01]{http://de.wikipedia.org/wiki/Chlordan} \quelle[2006-06-01]{http://en.wikipedia.org/wiki/Chlordane} \quelle{http://www.lef.org/magazine/mag2002/jul2002\_report\_curcumin\_01.html} Ein Insektizid gegen Termiten und Feuerameisen. Wurde schon 1988 von der EPA (\emph{Environmental Protection Agency}) gänzlich verboten, jedoch noch bis 1997 in den USA hergestellt und u.a. nach Mexiko verkauft. MAK-Wert: 0,5 mg/m\cube. \item[DDT]\mbox{} In Deutschland als \emph{stark wassergefährdend} eingestuft. MAK-Wert: 1 mg/m\cube. Siehe auch das Kapitel über DDT (Seite \pageref{ch:ddt}). \item[Dieldrin] \quelle[2006-06-01]{http://de.wikipedia.org/wiki/Dieldrin} MAK-Wert: 0,25 mg/m\cube. In Deutschland als \emph{stark wassergefährdend} eingestuft, maximal 0,00003 mg/l. Sehr giftig (T+). \item[Dioxine und Furane] \quelle[2006-06-01]{http://de.wikipedia.org/wiki/Furane} \quelle[2006-06-01]{http://de.wikipedia.org/wiki/Dioxine} Stoffe, die bei der Verbrennung von organischen Stoffen und Chlor entstehen. Wurden auch absichtlich hergestellt, zum Beispiel als Teil des Entlaubungsmittel \G{Agent Orange}, das im Vietnamkrieg großflächig eingesetzt wurde. \item[Endrin] \quelle[2006-06-01]{http://de.wikipedia.org/wiki/Endrin} Ein Insektizd, wurde allerdings auch gegen Mäuse verwendet. Starkes Nervengift. Sehr giftig (T+). In Deutschland als \emph{stark wassergefährdend} eingestuft. MAK-Wert: 0,1 mg/m\cube. \item[Heptachlor] \quelle[2006-06-01]{http://de.wikipedia.org/wiki/Heptachlor} Ein Insektizid gegen Termiten und Bodeninsekten, auch gegen Malariaüberträger. Verursacht Leber- und Nervenschäden. In Deutschland als \emph{stark wassergefährdend} eingestuft, maximal 0,00003 mg/l. MAK-Wert: 0,5 mg/m\cube. \item[Hexachlorbenzol (HCB)] \quelle[2006-06-01]{http://de.wikipedia.org/wiki/Hexachlorbenzol} Ein Fungizid und Getreidebeizmittel. Bereits 1981 in Deutschland nicht mehr als Pflanzenschutzmittel zugelassen. In Deutschland als \emph{stark wassergefährdend} eingestuft. Kein MAK-Wert. \item[Mirex] \quelle[2006-06-01]{http://de.wikipedia.org/wiki/Mirex} Insektizid gegen Termiten, Feuerameisen und Blattschneiderameisen; wurde auch als Flämmschutzmittel eingesetzt. Wird durch Einwirken von UV-Licht zu \emph{Photomirex}, einem noch giftigeren Stoff. Kein MAK-Wert. \item[Polychlorierte Biphenyle (PCB)] \quelle[2006-06-01]{http://de.wikipedia.org/wiki/Polychlorierte\_Biphenyle} \quelle[2006-06-01]{http://en.wikipedia.org/wiki/Polychlorinated\_biphenyl} Stoffgruppe giftiger Substanzen, die früher gerne als Weichmacher und in elektronischen Bauteilen verwendet wurde. Von den 209 Isomeren fanden nur 20 bis 60 Verwendung in kommerziellen Produkten. PCBs führen zu Haarausfall, Chlorakne und stehen in Verdacht, sowohl Krebs zu erregen also auch hormonell zu wirken und unfruchtbar zu machen. In Extremfällen kam es zu Kindern ohne definiertes Geschlecht. In Deutschland als \emph{stark wassergefährdend} eingestuft. \item[Toxaphen] \quelle[2006-06-01]{http://de.wikipedia.org/wiki/Toxaphen} \quelle[2006-06-01]{http://en.wikipedia.org/wiki/Toxaphene} Eines der meistverwendeten Insektizide, bis 1993 wurden etwa 1.000.000 Tonnen ausgetragen. Bereits 1971 in Deutschland für landwirtschaftliche Zwecke verboten. Zerstört die Lunge, das Nervensystem und die Leber. \end{description} \section{Gemeinsamkeiten, Unterschiede} \quelle[2006-06-02]{http://de.wikipedia.org/wiki/Dirty\_dozen} Alle 12 Stoffe haben gemeinsam, dass sie erbgutverändernd wirken können, und daher Ursachen für Geburtsfehler und Krebs darstellen. Sie sind besonders gefährlich, da sie sich im Gewebe anreichern, nur langsam abbaubar sind und sich z.B. durch die Nahrungskette weit verbreiten können. Mehr zur Bioakkumulation ist im Kapitel über Immunisierung und Resistenzbildung zu finden (Seite \pageref{ch:ir}). \quelle{http://www.dnr.de/publikationen/eur/archiv/eur0307-st.pdf} Bioakkumulierende Chemikalien werden in Studien der 50er und 80er Jahre dafür verantwortlich gemacht, dass Hodenhochstand bei männlichen Säuglingen fast verdoppelt so oft auftrat. Da viele der oben erwähnten Stoffe im Verdacht stehen, hormonelle Wirkung zu haben, wurden in Extremfällen sogar Jungen ohne Geschlechtsorgane geboren. Trotzdem gibt es einige Unterschiede bei den Stoffen des Dirty Dozen. Gerade die akute Toxizität (LD$_{50}$) variiert oft stark---einige Stoffe, wie zum Beispiel DDT, könnten Menschen grammweise aufnehmen, ohne das es zu einer lebensgefährlichen Vergiftung oder gleich zum Todeseintritt kommt. Dies jedoch macht die Stoffe nicht weniger, sondern eher mehr gefährlich, da gefahrloser und häufiger mit ihnen umgegangen wird, und sie sich weiterverbreiten können, bevor genaue Erkenntnisse über eventuelle Nebenwirkungen bekannt sind. \section{Stockholmer Konvention} \label{sec:sk} \quelle[2006-06-02]{http://de.wikipedia.org/wiki/Stockholmer\_Konvention} \quelle{http://www.pops.int/} \quelle{http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/pop\_konvention.pdf} Im Mai 2001 fand die \emph{Stockholmer Konvention} statt, bei der 122 Staaten unterzeichneten, Gebrauch und Herstellung oben angegebener 12 Stoffe (9 Pestizide, 1 Industriechemikaliengruppe und 2 unerwünschte Nebenproduktgruppen) zu verbieten bzw. stark einzuschränken. Die Konvention wurde am 22. Mai 2001 unterzeichnet und trat am 17. Mai 2004 in Kraft. Die Stockholmer Konvention ist insofern problematisch, da viele Staaten, besonders Entwicklungsländer, aber auch der ehemalige Ostblock viele der Stoffe noch produzierten und anwendeten, vor allem da sie billiger herzustellen sind als ungefährlichere Alternativen. So schreibt das \emph{Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit} (BMU): \begin{quote} \quelle{http://www.bmu.de/chemikalien/pop-konvention/doc/2176.php} In Osteuropa und auf dem afrikanischen Kontinent bereiten Alt- und Lagerbestände von Pflanzenschutzmitteln in Größenordnungen von mehreren 100.000 Tonnen, die häufig in alten Fässern vor sich hinrotten, Anlass zu großer Sorge. Dioxine und Furane gelangen in hohen Konzentrationen oftmals völlig ungefiltert in die Luft, sei es durch die Verbrennung von Müll auf der ``grünen Wiese'' oder, wie z.T. in Süd-Ost-Asien, durch Emissionsquellen wie Krematorien. \end{quote} \section{Beschränkte Stoffe} \quellec[65]{http://www.bmu.de/files/pdfs/allgemein/application/pdf/pop\_konvention.pdf} Nicht alle zwölf Stoffe des Dirty Dozen wurden vollständig verboten, eine Ausnahme stellt DDT dar. Nach Anlage B der Stockholmer Konvention darf es zur ``Verwendung zur Bekämpfung von Krankheitsüberträgern nach Teil II dieser Anlage'' und als ``Zwischenprodukt bei der Produktion von Dicofol'' hergestellt und eingesetzt werden. Staaten, die weiterhin DDT verwenden und einsetzen wollen, werden in einem \emph{DDT-Register} verzeichnet. Weiterhin gilt: \begin{quote} Jede Vertragspartei, die DDT produziert und/oder verwendet, beschränkt diese Produktion und/oder Verwendung auf die Bekämpfung von Krankheitsüberträgern nach den Empfehlungen und Richtlinien der Weltgesundheitsorganisation zur Verwendung von DDT, wenn der betreffenden Vertragspartei keine örtlich unbedenklichen, wirkungsvollen und erschwinglichen Alternativen zur Verfügung stehen. \end{quote} Die Stockholmer Konvention empfiehlt allerdings, dass sich die betroffenen Staaten nach alternativen Bekämpfungsmöglichkeiten umsehen. Für alle der zwölf Stoffe existieren Alternativen, die weniger gefährlich sind, diese sind jedoch im Allgemeinen teurer und oft auch schwieriger herzustellen. %%% Local Variables: %%% mode: latex %%% TeX-master: "doku" %%% End: